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Lieber in Kanzlerämtern als in Fußballfeldern rechnen?

Originell ist anders. Aber es gibt gute Gründe, warum die Presse immerzu Fußballfelder und Bundesländer für Größenvergleiche heranzieht und keine exotischen Äquivalente.

Was helfen Zahlen, wenn man sie nicht einordnen kann? Wenig!

Wenn irgendwo eine halbe Million Quadratkilometer überschwemmt wird, was sagt Ihnen das? Ja, zugegeben, das klingt nach viel. Aber noch hilfreicher ist der Zusatz: „Das entspricht ungefähr der Fläche Spaniens.“ Dann nämlich hat man erst eine Vorstellung davon, wie viel Land hier überschwemmt wurde.

Journalist*innen nehmen dafür, Sie ahnen es bereits, am liebsten Fußballfelder. Und wenn die nicht mehr reichen, dann nehmen sie Bundesländer, am liebsten das Saarland mit seinen etwas über 2.500 Quadratkilometern. Ob das sinnvoll ist, hängt davon ab, was man vergleichen möchte. Die Tagesschau beispielsweise verglich die Fläche des Moorbrands im Emsland mit 1.100 Fußballfeldern (am Ende wären es sogar 1.400 gewesen, bei 1.000 Hektar). Das war aber keine gute Idee, denn 1.100 Fußballfelder kann sich natürlich niemand vorstellen.

Nun wenden Kritiker immer wieder ein, dass sich ja nicht jeder mit Fußball auskennt. Aber darum geht’s auch nicht: Jeder weiß ungefähr, wie groß so ein Feld ist, auf ein paar Meter gemäß FIFA- oder UEFA-Norm kommt’s ja gar nicht an. Worauf es ankommt: Jeder hat schon mal diese grünen Plätze gesehen, auf denen Fußballer*innen nun mal herumlaufen. Und deshalb hat man eine ungefähre Vorstellung, wenn einem jemand sagt: Deren neues Hauptquartier ist etwa so groß wie drei Fußballfelder. Meist reicht so eine ungefähre Angabe ja völlig aus, um dem anderen ein passables Bild vor Augen zu führen.

Der zweite Vorwurf, der Fußballfeld-Vergleichen regelmäßig gemacht wird, ist mangelnde Originalität. Das stimmt einerseits, man könnte durchaus mal andere Vergleiche wählen, wie sie zum Beispiel die Kollegen von Magaziniker vorschlagen. Andererseits ist es hier ja gerade von Vorteil, wenn man nichts Exotisches anführt. 19.000 Quadratmeter in die Grundfläche des Kanzleramts umzurechnen, wie die Kollegen nahelegen, ist Quatsch: Es kann sich doch außer in Angela Merkels Behörde selbst niemand vorstellen, wie groß da die Grundfläche ist. Und auch die 0,001 Quadratmeter, die eine Briefmarke groß ist, helfen keinem weiter.

Kurzum: Man ist erstens gut beraten, wenn man unvorstellbare Zahlen durch Vergleiche vorstellbar macht. Und man sollte zweitens immer Größen zum Vergleich heranziehen, die sich eignen und die jeder kennt – auch wenn man dafür keinen Originalitätspreis gewinnt.

Wer mit Fußballfeldern und Bundesländern rechnen mag, dem empfehlen wir die Maschine unter Rechneronline.de.

Und für die, die gern selbst rechnen, hier ein paar Zahlen, von denen wir glauben, dass sie die meistbenötigten sind: 

Veranschaulichung von Flächen:
7.140 Quadratmeter = 1 Fußballfeld

2.569 Quadratkilometer = Größe des Saarlands
357.386 Quadratkilometer = Größe Deutschlands

Veranschaulichung von Distanzen:
470 Kilometer = Köln–Berlin (Luftlinie)

6.000 Kilometer = Berlin–New York (Luftlinie)
384.400 Kilometer = Erde–Mond

Veranschaulichung von Gewicht:
1.400 Kilogramm = 1 Auto

6.000 Kilogramm = 1 Elefant

Veranschaulichung von Volumen:
150 Liter = 1 Badewanne

650.000 Liter = 25-Meter-Becken

Veranschaulichung von CO2-Ausstoß:
170 Kilogramm CO2 = Flug von Köln nach Berlin

10.000 Kilogramm CO2 = jährlicher Pro-Kopf-Ausstoß in Deutschland

Veranschaulichung von Geldbeträgen*:
360 Milliarden Euro = Bundeshaushalt

6.180 Euro = Mindestausbildungsvergütung
210 Euro = Rundfunkbeitrag pro Jahr

* Zahlen für 2020

Ach ja: Und dann muss man natürlich auch noch ein bisschen rechnen können. Dass Mathe allerdings nicht unbedingt das Lieblingsfach von uns Schreiberlingen ist, war mal ganz nett in der Berliner Morgenpost belegt.