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KI verändert auch unsere Alltagssprache

Eine neue Studie zeigt, dass ChatGPT & Co. unser Sprechen im Alltag beeinflussen: Bestimmte Wörter werden seit dem Aufkommen der Chatbots deutlich häufiger verwendet. Wir nennen einige dieser Wörter und ergründen die Ursachen.

Von Stefan Brunn

In einer groß angelegten Studie hat ein Forscherteam des Berliner Max-Planck-Instituts Transkripte aus über 700.000 Stunden englischsprachiger Vorträge und Podcast-Gespräche analysiert. Dabei zeigte sich ein sprunghafter Anstieg in der Nutzung bestimmter Begriffe: So stieg etwa die Häufigkeit von „delve“ (englisch für „vertiefen“) um fast 50 Prozent. Bei anderen von ChatGPT überdurchschnittlich oft genutzten Ausdrücken lag der Anstieg zwischen 30 Prozent und 50 Prozent. Mit statistischen Kausalitäts-Analysen wurde sichergestellt, dass dieser Effekt tatsächlich mit dem Start von ChatGPT zusammenhängt. Im Vergleich mit alternativen Zeitpunkten vor 2022 zeigte sich kein ähnlicher Trendwechsel.

Warum ausgerechnet diese Wörter?
Besonders starke Zuwächse zeigten neben dem Wort „delve“ Wörter wie „comprehend“, „boast“, „swift“ und „meticulous“. Viele dieser Wörter weisen hohe „GPT-Scores“ auf, also eine starke Vorliebe von ChatGPT gegenüber menschlichem Originaltext. Die Forscher legen nahe, dass die KI solche Wörter favorisiert, die präzise und sachlich wirken und das Image von Strukturiertheit und Überzeugungskraft besitzen.

Manche Bereiche übernehmen die Wörter schneller
Die sprachliche Veränderung war in spontanen Podcast-Gesprächen signifikant messbar, besonders in den Kategorien Wissenschaft und Technologie, Wirtschaft und Bildung. In Bereichen wie Religion und Spiritualität oder Sport war der Effekt jedoch nicht signifikant. Dies deutet darauf hin, dass sich die Änderung der Wortwahl auf bestimmten Feldern schneller durchsetzt.

Ursprung: kulturelle Rückkopplungsschleifen
Die Wissenschaftler erklären den Einfluss damit, dass Menschen zunehmend die von KI-Modellen geprägten Formulierungen übernehmen. Maschinen, die zunächst mit menschlichen Texten trainiert wurden, prägen nun umgekehrt die menschliche Kommunikation – ein neues Phänomen einer zirkulären „kulturellen Rückkopplung“. Das Forscherteam warnt, dass durch die Verbreitung solcher KI-Sprachmuster die Vielfalt von Sprache leiden könnte, weil sich Normen weltweit angleichen. Langfristig bestehe sogar die Gefahr einer unbemerkten Massenmanipulation der öffentlichen Kommunikation.

Die Studie lässt sich im Volltext auf arXiv als PDF herunterladen.

 


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