
Wie kriegt man raus, was ein guter Text ist? Um objektiv Texte zu bewerten, hat die Wissenschaft mehrere unterschiedliche Verfahren entwickelt. Wir schildern die wichtigsten davon in aller Kürze.
Von Katrin Liffers
Jeder hat unterschiedliche Vorstellungen davon, was einen guten Text ausmacht. Die eine stört sich an der miserablen Optik, der andere an der wirren Struktur, der nächste am schlechten Satzbau. Aber natürlich ist es wissenschaftlich wichtig, mit objektiven Kriterien ermitteln zu können, welcher Text besser ist als andere. Forscher unterschiedlicher Disziplinen haben deshalb Methoden entwickelt, mit denen die Bewertung von Texten intersubjektiv nachvollziehbar wird.
Hier die vier wichtigsten:
Turniermodus
Bei dieser Methode lässt man immer zwei Texte gegeneinander antreten – und Experten entscheiden, welcher der Texte besser ist. Wie bei einem Turnier beim Sport scheiden so nach und nach die schlechteren Texte aus und es entsteht eine Rangfolge. Je mehr solcher Duelle durchgeführt werden und je mehr Experten zum Einsatz kommen, desto zuverlässiger ist am Ende das Ergebnis. Denn dann fallen Ausreißerurteile nicht mehr ins Gewicht und persönliche Vorlieben einzelner Experten gleichen sich gegenseitig aus.
Ranking-Verfahren
Hier bekommen Experten mehrere Texte gleichzeitig gezeigt und müssen sie auf einer Skala von „am besten“ bis „am schlechtesten“ sortieren. Der Vorteil: Weil alle gleichzeitig dieselben Texte sehen, haben sie einen klaren Vergleichsmaßstab. Allerdings kann diese Methode sehr mühsam und anstrengend werden, wenn es um eine hohe Textanzahl geht. Deshalb wird sie vor allem bei kleineren Textmengen eingesetzt. Auch bei dieser Methodik gilt: Je mehr Experten unabhängig voneinander sortieren, desto klarer und zuverlässiger wird die endgültige Reihenfolge.
Gutachter-Verfahren
Diese Methode kennen Sie vielleicht noch aus der Schule oder Uni: Jeder Text bekommt Punkte oder Noten in vorher festgelegten Kategorien. Das können zum Beispiel Inhalt, Sprache oder Grammatik sein. Mehrere Experten bewerten dann denselben Text nach diesen Kriterien und am Ende werden alle Urteile zusammengefasst und gemittelt. Der Vorteil: Klare Kriterien machen die Bewertung nachvollziehbar und auch vergleichbarer als eine ganzheitliche Bewertung des Textes. Und je feiner man die einzelnen Kriterien ausdifferenziert und definiert, desto leichter fällt den Experten in der Regel ihr Urteil. Diese Methode nimmt allerdings deutlich mehr Zeit in Anspruch als diejenigen anderen Methoden, die nur eine Gesamtnote vergeben.
Benchmarking
Bei diesem Verfahren werden Experten sogenannte „Ankertexte“ gezeigt. Diese Beispieltexte stehen für bestimmte Qualitätsstufen. Neue Texte werden dann mit diesen Ankertexten verglichen. Der Vorteil ist eine klare Vergleichsbasis. Der Nachteil: Viele Gutachter scheuen extreme Bewertungen und tendieren zur Mitte. Deshalb empfehlen Forscher, Benchmarking und Paarvergleiche miteinander zu kombinieren, um ein möglichst klares Bild zu bekommen.

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